27. Oktober 2025

E-Ladesäulen: Entfernen löst das Problem nicht!

Vor einiger Zeit meldete die Werra-Rundschau, die Ladesäulen der jeweiligen Stadtwerke seien in neue Hände übergegangen. In diesem Zusammenhang erklärte Bürgermeister Friedhelm Junghans, die Auslastung der Ladesäule auf dem Hohen Meißner sei „sehr schlecht“. So steht es im nachstehend verlinkten Bericht der Werra-Rundschau vom 31.12.2024:
https://www.werra-rundschau.de/lokales/kreisteil-witzenhausen/ladesaeulen-im-werra-meissner-kreis-in-neuen-haenden-93491928.html

Inzwischen folgte die vermeintliche Lösung: Die Ladesäule mit ihren zwei Ladepunkten wurde abgebaut. Mancherorts wurde daraufhin verkündet, das Problem sei gelöst. Doch wer in der Ausdünnung der Ladeinfrastruktur eine Lösung sieht, verwechselt Symptom mit Ursache – denn die tatsächlichen Schwierigkeiten wurden nie angegangen.

Dass die Säule kaum genutzt wurde, hatte greifbare Gründe: Laden war dort oft schlicht nicht möglich. Der E-Auto-Fahrer Norbert Beck, der bei einer Wanderung über das Hochplateau des Meißners selbst laden wollte, erlebte es am eigenen Fahrzeug. Unabhängig vom Netzbetreiber – Telekom, Vodafone oder O₂ – herrschte auf dem Parkplatz nahezu Funkstille; mit glücklichem Zufall huschte einmal ein einzelner Balken im GSM-Netz auf das Display. Laden per App? Keine Chance.

Foto: Auto beim Versuch an der Ladesäule zu laden
Auto beim Versuch an der Ladesäule zu laden (2023)

Die Alternative über die Ladekarte brachte ebenfalls kein verlässliches Ergebnis. Das Kartenlesegerät klickte, ratterte – und quittierte den Versuch schließlich mit einem Fehlschlag beim Ladevorgang. Ob die Technik im Untergrund versagte oder die Säule schlicht keinen Mobilfunkempfang hatte, blieb im Dunkeln; das Ergebnis war dasselbe: Strom gab es keinen.

Ein einziges Mal gelang es Beck dennoch, Energie zu ziehen: Über einen angebrachten QR-Code ließ sich per PayPal freischalten. Erst als er während der Wanderung nahe Küchen wieder Mobilfunkempfang hatte, konnte er die Zahlung bestätigen – und das Auto erhielt einige Kilowatt. Ein Beleg dafür, dass die Säule nicht völlig „netzlos“, aber im Alltag praktisch nutzlos war.

Mehrere Meldungen an den Betreiber verpufften. Am Ende verschwand die Säule – Problem abgeräumt, nicht gelöst.

Der Abbau von Ladesäulen beseitigt grundsätzlich keine Probleme; er schwächt lediglich eine ohnehin schon fragile Infrastruktur. Während an der ARAL-Tankstelle bei der Autobahn in Hessisch Lichtenau inzwischen 16 Schnellladepunkte von Tesla, Aral, EAM und einem weiteren Anbieter bereitstehen, sind es in Eschwege – seit dem hoffentlich nur vorübergehenden Wegfall der EWEgo-Schnelllader am McDonald’s – nur noch drei Schnellladepunkte. Zur „Ladeinfrastruktur“ zählen der Vollständigkeit halber noch mehrere Säulen der Stadtwerke, die jedoch nur während deren Öffnungszeiten zugänglich sind, sowie einige kommunale Ladepunkte: am Wendekreis der Friedrich-Wilhelm-Straße, auf dem Werdchen, an der Stadthalle und bei der Marktkirche.

Gerade dort offenbaren sich zusätzliche Engpässe: Die Ladeplätze auf dem Werdchen fallen zu Veranstaltungen wie Flohmärkten, Open Flair oder Johannisfest tage-, teils wochenweise aus – Ersatz gibt es nicht. Und ausgerechnet bei Großveranstaltungen werden die übrigen Lader an der Stadthalle und Marktkirche gern auch noch von Falschparkern blockiert. Hinzu kommt: Im Zuge des Umbaus des Platzes vor der Marktkirche sollen die beiden Ladepunkte offenbar ganz weichen; Ersatzstandorte sind in den Planungen nicht zu erkennen. Die Lage wird enger.

Wer möchte, dass Menschen umweltbewusst elektrisch fahren, muss dafür sorgen, dass sie verlässlich Strom „tanken“ können.

Auch die immer wieder bemühte Begründung einer zu geringen Auslastung wirkt bei näherem Hinsehen dünn. An den von den Stadtwerken Eschwege betriebenen AC-Säulen zahlen Nutzerinnen und Nutzer je nach Anbieter meist um 62 ct/kWh, bei ungünstigen Tarifen 84 ct/kWh und mehr – für 11 bis 22 kW Ladeleistung. Das bedeutet zwei bis vier Stunden Standzeit, um die Batterie wieder zu füllen. Beim DC-Schnellladen, hier kann ein Auto im Optimalfall in unter 30 Min. von 20 auf 80% geladen werden, war es in Eschwege bis vor Kurzem mit EWEgo am McDonald’s am günstigsten (52 ct/kWh); andere Tarife starteten ähnlich wie AC bei etwa 62 ct/kWh. Deutlich günstiger wird es in Bad Sooden-Allendorf am Hagebau-Markt an den EnBW-Säulen: Mit passender Ladekarte und Tarif ist Laden ab 39 ct/kWh möglich.

Dieses Tarifgeflecht ist für viele schwer nachvollziehbar. Wer zu Hause für unter 40 ct/kWh Strom bezieht, versteht kaum, warum öffentliches Laden 84 ct/kWh kosten soll. Naheliegend wäre deshalb ein Angebot der lokalen Versorger an ihre eigenen Haushaltskundinnen und -kunden: „Wer seinen Haushaltsstrom bei uns bezieht, lädt öffentlich zu Konditionen nahe dem Haustarif – zuzüglich eines moderaten Infrastrukturaufschlags.“ Ein solches Modell würde öffentliche Ladepunkte attraktiver machen und die Auslastung stabilisieren.

Am günstigsten laden weiterhin diejenigen, die zu Hause – idealerweise mit eigener Photovoltaik – nachladen können. Doch nicht jeder Stellplatz liegt PV-freundlich, und nicht jede oder jeder hat eine Wallbox. Viele sind somit auf eine gute, dichte und faire öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen. Lösungen müssen sich an den Bedürfnissen der Nutzer orientieren – nicht umgekehrt.

Im Vergleich zu anderen Urlaubsregionen fällt zudem der Mangel an Ladeoptionen an touristischen Zielen ins Auge: am Werratalsee, auf und am Meißner und an weiteren Ausflugszielen. Wer „Werden Sie klimafreundlich!“ sagt, muss das Umfeld mitdenken: Ohne Strom fährt auch ein E-Auto nicht.

Fotos & Titelbild: Norbert Beck


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